Marode Strecken im Fokus

Um das Schienennetz der Bahn ist es offenbar schlechter bestellt als bekannt. Und mit der gestiegenen Zahl der Fahrgäste durch das 9-Euro-Ticket rücken die Mängel im Bahnverkehr noch deutlicher in den Fokus.

Zugverspätungen oder -ausfälle und ein teils marodes Schienennetz: Diesen Kritikpunkten sieht sich die Deutsche Bahn immer wieder ausgesetzt. Doch gerade jetzt - durch das erhöhte Reiseaufkommen in der Sommerzeit und auch durch das 9-Euro-Ticket - werden die Schwachstellen des Staatskonzerns noch einmal besonders deutlich, betonen Gewerkschaften. Und von diesen Schwachstellen gibt es einem Medienbericht zufolge mehr, als bislang bekannt.Bei den Streckenabschnitten, auf denen es im Bahnverkehr besonders zögerlich vorangeht, spricht der Konzern selbst von sogenannten Langsamfahrstellen. Anfang des vergangenen Monats gab es davon bundesweit 331, wie aus der Auswertung des "Spiegel" von bahninternen Streckendaten für Lokführer vom Stichtag des 3. Juni hervorgeht.Demnach gab es auf 60 der betroffenen Schienenabschnitte Mängel wie defekte Signale, schadhafte Brücken oder Schäden am Gleis. Auf 123 Abschnitten verzögerten Baustellen den Fahrbetrieb. Laut "Spiegel" existieren 225 dieser Langsamfahrstellen bereits seit mehr als einem Monat, einige sogar seit mehr als fünf Jahren.Bund weiß nicht von allen "Bummel-Abschnitten"Und offenbar sind der Bundesregierung längst nicht alle diese Problem-Strecken bekannt. Auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen teilte das Bundesverkehrsministerium mit, die Deutsche Bahn habe für den April 189 solcher Langsamfahrstellen angegeben. Im vergangenen Jahr seien es insgesamt 476 gewesen - und damit annähernd so viele wie schon 2016 mit 485 Abschnitten, auf denen es zu Verzögerungen kam.Die Bahn selbst habe die Abweichung der an den Bund mitgeteilten und der in der "Spiegel"-Analyse aufgeführten Zahlen damit begründet, dass der Bundesregierung lediglich die mängelbedingten Langsamfahrstellen mitgeteilt würden, auf denen die Modernisierung und Instandhaltung der Infrastruktur notwendig sei.Mehr Investitionen in den kommenden Jahren geplantDass es mit dem Zustand des Schienennetzes nicht zum Besten steht, ist auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing bewusst. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bahn-Chef Richard Lutz vor rund dreieinhalb Wochen hatte der FDP-Politiker selbst eingeräumt, dass die Infrastruktur "jahrelang vernachlässigt und durch Unterfinanzierung und politische Versäumnisse an ihre absolute Grenze gebracht worden" sei.Darum will der Bund auch stärker investieren - von 2024 bis 2030 soll das bundesweite Schienennetz grundsaniert werden. Für das laufende Jahr hat der Bund bereits Investitionen von rund 1,9 Milliarden Euro für den Schienenaus- und neubau angekündigt. Diese Summe soll bis 2027 auf drei Milliarden Euro pro Jahr aufgestockt werden.Zahlen des Lobbyverbandes "Allianz pro Schiene" zufolge hat der Bund schon im vergangenen Jahr bei den Ausgaben für das Schienennetz zugelegt. Pro Bundesbürger investierte der Bund im Durchschnitt 124 Euro in die Schieneninfrastruktur - und damit laut Verband so viel wie noch nie. Zum Vergleich: 2020 hatten die Pro-Kopf-Ausgaben des Bundes für die Schiene noch bei 88 Euro gelegen. Laut Allianz pro Bahn ging damit 2021 erstmals mehr Geld in die Instandhaltung und den Ausbau des Schienen-, statt des

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